Fabio Scherer hat 2021 seine erste Saison in der FIA World Endurance Championship absolviert. Im zweiten Teil seines Saisonrückblicks schaut er auf Le Mans und die beiden Rennen in Bahrain zurück.
Ihr seid als Führende in der LMP2 nach le Mans gekommen. Was hat dich dort erwartet?
Le Mans ist phänomenal. Dieses Rennen muss man als Fahrer einfach mal erlebt haben. Und es ist mit nichts zu vergleichen, was ich bis dato erlebt habe. Die Eindrücke sind gigantisch. Und ja: Man kommt als Rookie da hin und hat schon eine gehörige Portion Respekt.
Das Rennen lief leider nicht für euch. Du hattest mitten in der Nacht einen technischen Defekt. Erzähl!
Unser Rennen lief bis zum Defekt nicht schlecht, aber wir hatten das Glück auch nicht unbedingt auf unserer Seite. Zwei Full-Course-Yellow-Phasen bremsten uns ein. Und wir mussten zwei Mal Zeit aufholen. Als ich im Auto sass und gerade durch die «Indianapolis» fuhr, gingen plötzlich alle Lichter im Cockpit aus. Das war kein besonders toller Moment. Und dann hörte ich nur noch: «Box, box, box!» Ich hatte gehofft, dass es nur ein kleiner Defekt war. Aber leider sind wir dann zwei Stunden an der Box gestanden.
Wie hast du die restlichen Stunden erlebt? Du wusstest, dass ihr keine Chance mehr auf den Klassensieg hattet.
Das war sicher nicht einfach. Aber weil ich übers Jahr gesehen nicht so viel Fahrzeit hatte, genoss ich dennoch jede Minute. Und wir haben in den verbleibenden Stunden auch nochmals bewiesen, dass wir den Speed hatten. Aber eben: In Le Mans reicht das alleine nicht.
Nach Le Mans gab es eine grosse Pause. Zumindest in der WEC. Du bist parallel noch Porsche Supercup gefahren. Wie schwierig war der Umstieg?
Das war wie Tag und Nacht. Zumindest leistungsmässig. Und was den Fahrstil betrifft war der Unterschied etwa so gross wie zwischen einer Abfahrt und einem Slalom. Im Porsche musst du das Auto in die Kurve werfen. Im LMP2 musst du viel mehr auf eine runde und perfekte Linie achten.
Die beiden letzten Rennen fanden beide in Bahrain statt. Das war sicher nicht ideal, oder?
Nein, war es nicht. Ich wäre sehr gerne in Fuji gefahren. Das ist eine Old-School-Strecke. Und solche Pisten kommen mir mehr entgegen, als Rundkurse wie zum Beispiel Bahrain. Dort fehlen mir die Mutkurven. Und du musst die ganze Zeit nur auf den Reifenabbau achten.
Zwei vierte Plätze entsprechen nicht den Erwartungen. Was war schief gelaufen?
Für Bahrain musst du ein Auto bauen, das perfekt mit den Reifen harmoniert. Und nicht auf Performance ausgerichtet ist. Die Pole-Position von Filipe hat gezeigt, dass wir diesen Spagat auf eine Runde hingekriegt haben, nicht aber auf die Distanz. Wir mussten mehr Tempo rausnehmen, um über die Runden zu kommen, als uns das lieb war.
Welchen Eindruck hast du vom Team United Autosports gewonnen?
Ein super Team. Sehr professionell. Mit einer klaren Struktur und einem klaren Schema. Für mich als Neueinsteiger war es das perfekte Team. Ich konnte viel lernen und bin sehr dankbar dafür. Unterm Strich hätten wir mehr verdient gehabt, als das, was am Ende rausgeschaut hat.
Wie sehen deine Zukunftspläne aus?
Die Saison mit United Autosports hat mich daran bestärkt, dass ich mich bei den Sportwagen auf dem richtigen Weg befinde. Wie es weitergeht, kann ich im Moment noch nicht sagen. Es gibt ein paar Optionen. Sicher ist eigentlich nur, dass ich bei den Sportwagen weitermache. Ich habe ja auch noch eine Rechnung mit Le Mans offen!